History of Nintendo Teil 1 von 3

Die Welt der Videospiele wäre heute nicht das, was sie ist, ohne Nintendo. Seit den 1980er-Jahren hat das Unternehmen Generationen von Spielerinnen und Spielern geprägt – mit innovativer Hardware, ikonischen Spielereihen und einem untrüglichen Gespür für Gameplay. In dieser 3-teiligen Blogserie werfen wir einen detaillierten Blick auf die Meilensteine der Nintendo-Konsolen – beginnend mit dem Nintendo Entertainment System (NES), dem Game Boy und dem Super Nintendo (SNES).

Die Anfänge von Nintendo – Die Yakuza als erster Grosskunde

Wenn man heute den Namen Nintendo hört, denkt man sofort an Mario, Zelda, Pokémon oder die Switch. Doch was viele nicht wissen: Nintendo wurde 1889 gegründet – also fast 100 Jahre vor dem ersten Videospiel. Der Ursprung liegt nicht in Pixeln und Controllern, sondern in Papierkarten, Glücksspiel und sogar in der japanischen Unterwelt.

Am 23. September 1889 gründete ein junger Unternehmer namens Fusajirō Yamauchi in Kyoto eine Firma namens Nintendo Koppai. Ziel: die Herstellung von Hanafuda-Spielkarten – kunstvoll gestaltete Spielkarten für traditionelle japanische Glücksspiele.

Hanafuda-Karten waren beliebt, aber auch riskant: Sie galten als Zeitvertreib der unteren Schichten – und waren in manchen Perioden sogar verboten. Doch Yamauchi fand eine Nische: qualitativ hochwertige Karten, handgemacht und langlebig.

Ein Großteil der Kundschaft von Nintendo in den frühen Jahrzehnten kam aus dem illegalen Glücksspielmilieu – insbesondere aus den Kreisen der Yakuza, der japanischen Mafia. Die Yakuza betrieben oft Glücksspiellokale, in denen regelmäßig neue Spielkarten benötigt wurden. Um Schummeleien zu verhindern, wurden nach jedem Spiel die Spielkarten entsorgt und ein brandneues Kartenset geöffnet. Nintendo wurde so zum größten Hanafuda-Produzenten Japans – und belieferte teilweise direkt die Yakuza.

Obwohl diese Verbindung nicht offiziell dokumentiert wurde, ist sie ein offenes Geheimnis unter Historikern und ein faszinierender Teil von Nintendos Geschichte. In gewisser Weise finanzierte die japanische Mafia den Aufstieg des Unternehmens mit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Hiroshi Yamauchi, der Urenkel des Gründers, das Unternehmen – und machte Nintendo zu einem innovativen Experimentierfeld. Er erkannte: Der Spielkartenmarkt war begrenzt.

Was folgte, waren ungewöhnliche Geschäftsmodelle:

·        Eine eigene Taxi-Firma (scheiterte)

·        Ein „Love Hotel“ in Kyoto (auch gescheitert)

·        Instant-Reis-Produkte

·        Staubsauger mit futuristischem Design

Erst in den 1960er-Jahren kam Nintendo auf eine nachhaltige Idee: Spielzeugentwicklung – darunter der berühmte „Ultra Hand“, ein Greifarm, erfunden von Gunpei Yokoi, der später auch den Game Boy entwickeln sollte.

Der Erfolg der Spielzeuge ermöglichte Nintendo den Einstieg in elektronische Spiele:

·        1977: Erste TV-Spielkonsolen in Japan (Color TV-Game)

·        1980: Die erste Game-&-Watch-Reihe, ebenfalls von Gunpei Yokoi

·        1981: Der Durchbruch: Donkey Kong, mit dem Debüt von Mario (damals noch „Jumpman“)

Damit war der Weg geebnet – Nintendo wurde vom traditionsreichen Familienunternehmen zum globalen Pionier der Videospiele.

Die Geburt des Nintendo Entertainment System: Wie Nintendo die Videospielwelt rettete

Heute gilt das Nintendo Entertainment System (NES) als Legende der Videospielgeschichte. Es brachte Super Mario, Zelda und viele weitere Klassiker in unsere Wohnzimmer – und es rettete eine Branche, die als tot galt. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach. Die Geschichte des NES ist auch eine Geschichte von Wagnis, Innovation und kulturellem Wandel.

Um das NES zu verstehen, muss man einen Blick auf die Lage der Videospielindustrie Anfang der 1980er werfen. In Nordamerika hatten Unternehmen wie Atari und Mattel den Markt mit günstigen Konsolen und Spielen überschwemmt. Doch durch fehlende Qualitätskontrollen erschienen immer mehr schlechte Titel, darunter das berüchtigte E.T. – The Extra-Terrestrial, das als eines der schlechtesten Spiele aller Zeiten gilt.

Verbraucher verloren das Vertrauen, Verkaufszahlen brachen ein – 1983 kam es zum sogenannten Videogame Crash. Händler blieben auf Produkten sitzen, Hersteller meldeten Bankrott an. Die Branche war praktisch tot.

Zur selben Zeit war Nintendo in Japan erfolgreich mit dem Family Computer, kurz Famicom. Die 8-Bit-Konsole erschien 1983 und bot für damalige Verhältnisse brillante Grafik, flüssiges Gameplay und innovative Spiele wie Donkey Kong, Excitebike oder Balloon Fight.

Doch Nintendo wusste: Ein direkter Export in die USA würde scheitern. Der Markt war zu skeptisch, zu geschädigt. Also entwickelte man ein neues Konzept – nicht einfach eine Konsole, sondern ein Entertainment System mit futuristischem Look, inklusive Zubehör wie der Zapper-Lightgun und dem Roboter R.O.B. So wollte man sich vom negativ behafteten Begriff „Videospielkonsole“ distanzieren.

1985: Der Launch des NES

Nach einem Testmarkt in New York City im Jahr 1985 begann Nintendo mit der nationalen Ausweitung in den USA. Das Nintendo Entertainment System (NES) war geboren. Es wurde in einem grauen Gehäuse ausgeliefert, mit einem Gamepad statt Joystick – eine Revolution, die zum heutigen Standard wurde.

Zum Launch erschien Super Mario Bros. – ein Spiel, das bis heute als Meilenstein der Spielegeschichte gilt. Es war flüssig, farbenfroh, hatte Musik, Geheimnisse, Power-Ups und eine klare Zielstruktur. Es definierte das Genre neu.

Nintendo führte außerdem ein strenges Lizenzsystem ein. Dritthersteller mussten Verträge mit Nintendo schließen und durften nur eine begrenzte Zahl an Spielen pro Jahr veröffentlichen. Jedes Spiel wurde geprüft und erhielt das "Nintendo Seal of Quality".

Diese Maßnahme war entscheidend: Sie garantierte, dass sich der Crash von 1983 nicht wiederholte. Die Händler gewannen Vertrauen – und die Kunden auch.

Das NES erschien 1986 in Europa und wurde dort ebenfalls zum Kassenschlager. In vielen Ländern, darunter Deutschland und die Schweiz, war es die erste Heimkonsole überhaupt, die große Bekanntheit erlangte.

Weltweit verkaufte sich das NES über 60 Millionen Mal – und machte Nintendo in den späten 80ern zur führenden Macht im Konsolenmarkt. Es folgten zahlreiche Hits:

  • Super Mario Bros. 1–3
  • The Legend of Zelda
  • Metroid
  • Mega Man
  • Castlevania
  • Punch-Out!!
  • Final Fantasy

Viele dieser Spielereihen sind bis heute aktiv.

Game Boy: Wie Nintendo die Spielewelt tragbar machte

Der Game Boy war das Werk von Gunpei Yokoi, einem Nintendo-Ingenieur, der schon in den 1970er-Jahren durch das Spielzeug „Ultra Hand“ aufgefallen war. Später entwickelte er die erfolgreichen Game & Watch-Geräte – die ersten tragbaren LCD-Spiele mit festem Spielinhalt.

Yokoi vertrat eine Philosophie, die er „Lateral Thinking with Withered Technology“ nannte – zu Deutsch etwa: Querdenken mit veralteter Technik. Statt immer die neuesten (und teuersten) Technologien zu verwenden, suchte er nach einfachen, bewährten Komponenten, die intelligent kombiniert werden konnten.

Der Game Boy war das Paradebeispiel dieser Denkweise: kein Farbbildschirm, kein Prozessorwunder – aber ein Gerät, das günstig, stromsparend und nahezu unverwüstlich war.

Am 21. April 1989 wurde der Game Boy in Japan veröffentlicht, im Sommer folgten die USA. Europa kam 1990 an die Reihe. Der erste Preis lag bei rund 90 US-Dollar – und im Lieferumfang war ein Spiel enthalten, das Geschichte schreiben sollte: Tetris.

Tetris war mehr als ein Spiel. Es war simpel, sofort verständlich, hypnotisch – und vor allem: generationsübergreifend. Nintendo hatte sich die Rechte am Spiel aus der Sowjetunion gesichert, ein fast filmreifes Unterfangen mit Lizenzstreit, KGB-Verwicklungen und einem Wettlauf zwischen westlichen Konzernen. Der Erfolg gab ihnen recht: Tetris machte den Game Boy zu einem Phänomen, das weit über die typische Gamer-Zielgruppe hinausging.

Zur selben Zeit brachten Konkurrenten wie Atari (mit dem Lynx) oder Sega (mit dem Game Gear) technisch deutlich überlegene Handhelds auf den Markt: Farbdisplays, mehr Rechenleistung, bessere Grafik.

Doch sie litten unter einem entscheidenden Nachteil: Batterielaufzeit. Während Game Gear und Co. oft schon nach zwei bis drei Stunden schlappmachten, hielt der Game Boy mit vier AA-Batterien bis zu 20 - 30 Stunden durch. Für Kinder, Reisende und Eltern war das ein schlagendes Argument.

Außerdem war der Game Boy klein, leicht, stabil – und die Spiele waren deutlich günstiger herzustellen.

Der Game Boy passte perfekt in eine Zeit des Umbruchs:

·        Mobilität wurde wichtiger – Walkman, tragbare CD-Player, Handys kamen auf

·        Eltern waren entspannter gegenüber Videospielen, solange sie nicht den Fernseher blockierten

·        Das Ende des Kalten Kriegs und Globalisierung ermöglichten grenzüberschreitende Spielkulturen

Der Game Boy wurde zu einem Symbol der 90er-Jahre – ebenso ikonisch wie Tamagotchi, Yo-Yo oder Discman. Er tauchte in Serien, Filmen und Musikvideos auf – und wurde zum Alltagsgegenstand, der nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene erreichte.

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Super Nintendo Entertainment System – Der 16 Bit Krieg ist eröffnet

In den späten 80ern kam Bewegung in die Konsolenlandschaft. Sega veröffentlichte 1988 in Japan (1989 in den USA) das Mega Drive – technisch überlegen gegenüber dem NES, mit schnellerem Prozessor und besserer Grafik. Titel wie „Sonic the Hedgehog“ waren hipper, schneller, aggressiver.

Nintendo, traditionell vorsichtiger, wartete bis 1990 mit dem Launch des Super Famicom in Japan. Der westliche Markt musste sich noch etwas länger gedulden: Das SNES erschien 1991 in den USA und 1992 in Europa.

Der 16-Bit-Krieg war offiziell eröffnet – und er wurde nicht nur über Technik geführt, sondern auch über Spiele, Markenidentität und Emotionen.

Obwohl das SNES auf dem Papier langsamer war als das Mega Drive (hauptsächlich wegen des CPU-Takts), setzte Nintendo auf andere Stärken:

·        16-Bit Grafik mit bis zu 32.768 Farben

·        Stereo-Soundchip von Sony, später wichtig für die PlayStation

·        Mode-7-Technologie: Rotation, Skalierung und perspektivische Effekte (z. B. in „F-Zero“ oder „Super Mario Kart“)

·        Zusatzchips in Modulen, die einzelne Spiele technisch erweiterten (z. B. Super FX für „Star Fox“)

Das SNES zeigte, dass Grafik allein nicht alles war – es kam auf die Inszenierung an. Spiele wirkten oft atmosphärischer, detailreicher und musikalisch ausgefeilter als bei der Konkurrenz.

Das SNES brachte einige der besten und wichtigsten Spiele der Videospielgeschichte hervor – viele davon gelten bis heute als unerreicht:

·        Super Mario World: Das perfekte Jump’n’Run mit neuen Ideen, Yoshi und riesiger Welt

·        The Legend of Zelda: A Link to the Past: Ein Meilenstein des Action-Adventures

·        Chrono Trigger: Rollenspiel-Klassiker mit Zeitreisen, Mehrfach-Enden und epischer Musik

·        Donkey Kong Country: Technisch revolutionär durch vorgerenderte Grafiken

·        Super Mario Kart: Grundstein für eines der langlebigsten Multiplayer-Franchises

·        Street Fighter II: Der SNES-Titel, der das Genre der Fighting Games im Westen etablierte

Der Europa-Start 1992 war ein voller Erfolg, obwohl einige Spiele erst mit großer Verzögerung erschienen. Aufgrund technischer Unterschiede (PAL vs. NTSC) liefen viele Spiele langsamer oder mit dicken Balken – dennoch entwickelte sich das SNES auch in Europa zur Kultkonsole.

Insbesondere in Deutschland, Frankreich und der Schweiz war das SNES oft die erste Berührung mit Rollenspielen und japanischer Popkultur. Das sorgte für eine treue Fanbasis, die bis heute existiert.

Während Sega mit coolen Sprüchen („Genesis does what Nintendon’t“) und Action-Symbolik warb, blieb Nintendo seiner Linie treu: Fantasie, Abenteuer, familienfreundlicher Humor.

Das SNES war nicht laut – es war emotional. Es bot nicht nur Spiele, sondern Welten, in die man eintauchen konnte. Die Musik, die Farben, die Spielmechaniken – alles war liebevoll durchdacht.

Das SNES war bis Mitte der 90er extrem erfolgreich. Erst mit dem Aufkommen von 32-Bit-Konsolen wie der Sony PlayStation oder dem Sega Saturn verlor es an Relevanz. Nintendo wechselte 1996 zur Nintendo 64, aber viele Spieler behielten ihr SNES.

Insgesamt wurden über 49 Millionen Einheiten verkauft – davon rund 8 Millionen in Europa. Bis heute erscheinen regelmäßig Neuauflagen der bekanntesten Spiele – auf Virtual Console, Mini-Konsolen oder als Remakes auf der Switch.

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